Tauben

22. Tier: Die Ratten der Lüfte erobern Bogota

Hier in Bogota, der Hauptstadt Kolumbiens, leben auf dem Marktplatz gigantisch viele Tauben! Ich habe noch nie so viele Tauben auf einmal gesehen und der Blick auf die kleinen Geschäfte rund um den Platz, erklärt auch wieso: Ältere Damen bieten in Plastiktütchen verpackten Mais an. Diese Tüten verkaufen sie an Touristen, die die Tauben damit füttern. Ohne natürliche Feinde, in sehr mildem Klima und mit niemals versiegendem Nahrungsnachschub überleben diese Tauben, oder Palomas, wie sie auf Spanisch heißen, ganz problemlos. Doch so angenehm, wie die Situation für die Tauben auch sein mag, die Menschen tun sich nicht unbedingt einen Gefallen mit dem Füttern: Tauben übertragen beispielsweise mehr Krankheiten als Ratten. Kein Wunder also, dass sie auch „Ratten der Luft“ genannt werden. Mich interessiert viel eher, die soziale Situation der älteren Frauen, die den Mais verkaufen. Wenn sie sich bei den Tauben mit Krankheiten anstecken, fehlt ihnen am Ende garantiert das Geld, um einen Arzt aufzusuchen. Eine schlimme Situation, die von den Touristen nicht unterstützt werden sollte. Ich mache diesmal eine Ausnahme und lasse mich nicht mit den Tauben ablichten, da ich das komplette Taubenfütterungssystem nicht unterstützen möchte.
Insgesamt wirkt Bogota ruhiger als ich es mir vorgestellt habe: es gibt Busse, Straßen, Cafés und Restaurants. Tagsüber scheint es vollkommen in Ordnung zu sein, über die Straßen zu laufen, allerdings wird immer wieder davor gewarnt, abends rauszugehen, denn Überfälle stehen hier auf der Tagesordnung.